Kontinenzförderung braucht Pflegeexperten

18. Oktober 2017

Interview mit Mechthild Plümpe über ihre Weiterbildung zur Pflegeexpertin für Kontinenzförderung an der AGAPLESION AKADEMIE

Kontinenzförderung will gelernt sein

Kontinenzförderung ist ein immer wichtiger werdendes Thema, wenn es um die Lebensqualität der Betroffenen geht. Im ambulanten wie im stationären Akut-, Reha- oder Langzeitpflegebereich sowie in Kontinenz- und Beckenbodenzentren bedarf es an Pflegekräften, die Experten im breiten Themenbereich der Kontinenzförderung sind und gleichzeitig auch Kollegen und Kolleginnen sowie insbesondere Betroffene informieren, schulen und beraten können. Diese Kompetenzen werden im Rahmen der Weiterbildung „Pflegeexpertin/Pflegeexperte für Kontinenzförderung“ an der AGAPLESION AKADEMIE HEIDELBERG vermittelt.

Mechthild Plümpe (58) ist Altenpflegerin mit 30-jähriger Berufserfahrung im ambulantem Dienst (Häusliche Kranken- und Seniorenpflege Thomas Rehbein, Wiesbaden) sowie Pflegeberaterin und freiberufliche Dozentin. In einem Interview berichtet sie über ihre Weiterbildung zur Pflegeexpertin für Kontinenzförderung an der AGAPLESION AKADEMIE.

Kontinenz ist kein Trendthema: Wie kamen Sie dazu, sich beruflich näher damit zu befassen und schließlich die Weiterbildung zur „Pflegeexpertin für Kontinenzförderung“zu absolvieren?

Seit 20 Jahren beschäftige ich mich intensiv mit diesem Thema und setzte mich innerhalb unseres Pflegedienstes sehr für die Aufklärung unserer Mitarbeitenden ein. Es ist erschreckend, wie häufig Katheter unnötigerweise gelegt werden. Dies kann ältere Menschen abhängiger, immobiler und noch kranker machen als sie ohnehin schon sind. Häufig verursachen Dauerkatheter oder der leichtfertige Umgang mit Kathetern eine Harnwegsinfektion.

Daher absolvierte ich 2008 die Weiterbildung zur „Pflegeexpertin für Kontinenzförderung“ an der AGAPLESION AKADEMIE und nehme seither an dem jährlichen Vertiefungsseminar teil. Das dort Gelernte kann ich gut mit meinem bisherigen Wissen verknüpfen, und den Betroffenen noch zielgerichteter helfen. Denn durch Aufklärungsarbeit können Menschen aus der „Scham- und Schmuddelecke“ befreit und deren Angehörigen entlastet werden.

Welche Kenntnisse und Erfahrungen werden in der Weiterbildung vermittelt? Und wie können diese in den Arbeitsalltag integriert werden?

Das Einsteigermodul der Weiterbildung vermittelt zunächst pflegerische und medizinische Grundlagen. Schwerpunkt bilden die pflegerischen Möglichkeiten der Kontinenzförderung.

Die weiteren Module beschäftigen sich mit „Expertenwissen“ zu den Themen „Blase“ und „Darm“ und vertiefen Kenntnisse zu medizinischen und therapeutischen Interventionen. Hierzu zählen unter anderem das Beckenbodentraining und die Elektrotherapie im Bereich der Harninkontinenz.

Ergänzende Modulthemen wie Kommunikation und Beratung oder die Einführung in Pflegeforschung und der Umgang mit wissenschaftlicher Literatur helfen im Alltag, das eigene Wissen an Betroffene, Angehörige und Kollegen weiterzugeben und in der Literatur gezielt nach Antworten auf drängende Praxisfragen zu recherchieren.

In den jährlichen Vertiefungsseminaren können Erfahrungen, Problemen, Lösungen und Fragestellungen untereinander ausgetauscht werden. Da die Teilnehmer aus unterschiedlichen Arbeitsbereichen kommen, wie der stationären Altenpflege, Reha-Kliniken, gerontopsychiatrischen Stationen aber auch urologische oder gynäkologische Abteilungen, bringt der Blick über den Tellerrand häufig neue Ideen. Die ausgewählten Seminarthemen regen zudem zur weiteren Recherche an und helfen, den eigenen Betrieb einzuordnen. Nach dem jährlichen Vertiefungskurs gehe ich jedes Mal mit neuem Elan und oftmals guten Anregungen zurück in meinen Arbeitsalltag.

Was sind Ihrer Meinung nach die besonderen Herausforderungen des Themas, und inwieweit hilft die Weiterbildung, diese besser zu meistern?

Insbesondere in der ambulanten Pflege älterer Patienten sind bei dem Thema die Beratung und das gemeinsamen Abwägen der Vor- und Nachteile verschiedener Maßnahmen wichtig. Dies verlangt eine hohe Fachlichkeit und Kommunikationskompetenz der Pflegenden. In der Weiterbildung an der AGAPLESION AKADEMIE werden Fachinhalte anhand realer Patientensituationen besprochen und in Kleingruppen diskutiert, um individuelle Lösungen zu finden. Auch für die Zusammenarbeit mit Ärzten und Therapeuten erhält man wertvolle Tipps.

Eine weitere Herausforderung ist die Unattraktivität des Themas. Wer befasst sich schon gerne mit Ausscheidungen? Zu allem Überfluss noch mit denen anderer Menschen? Es gibt in Pflege und Medizin weitaus spektakulärere Themen, die ein höheres Ansehen genießen. Die Bedeutung des Themas verdrängen die Menschen so lange, bis es sie irgendwann persönlich betrifft. Da das Thema viel tiefer geht, als man zunächst vermutet, macht es für mich so spannend!

Die Vertiefungsseminare bieten einen Überblick über neue Erkenntnis. Ich schätze es, dass zusätzlich zum Fachwissen besonders der Umgang mit den Menschen geschult wird und dass Kommunikation und der sorgfältige Gebrauch von Sprache wichtige Bestandteile der Weiterbildung sind.

Was raten Sie Ihren Kolleginnen und Kollegen, die auch an dieser Weiterbildung interessiert sind?

Melden Sie sich an. Es lohnt sich! Die Weiterbildung bietet spannende Inhalte und eine gute Gelegenheit zum Erfahrungsaustausch.

 


 

Die Weiterbildung wird von der AGAPLESION AKADEMIE HEIDELBERG in Kooperation mit der Paul Hartmann AG und dem DBfK Südwest e.V. veranstaltet. Die Weiterbildung „Pflegeexperte/in für Kontinenzförderung“ ist in 6 Module gegliedert und umfasst insgesamt 240 Stunden. Sie können die gesamte Weiterbildung innerhalb eines Jahres absolvieren. Die nächste Weiterbildung beginnt am 19.03.2018, Anmeldeschluss ist der 19.02.2018.

Weitere Informationen erhalten Sie auf der Kursseite.